Ein Leben als Bauherr – Florian Mausbach zu Gast im Kladower Forum

Am 24. Februar 2023 hielt der in Kladow lebende ehemalige Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Florian Mausbach einen Bildvortrag über seine berufliche Laufbahn. Anlaß war die Vorstellung seines Buches „Bauten die Staat machen – Erinnerungen und Geschichten von den Baustellen der Berliner Republik“. Mausbach war – nach Stationen bei der Stadt Frankfurt am Main als Stadtplaner und in Bielefeld als Baudezernent – in den bewegten Jahren des Berliner Bauens von 1995 bis 2009 oberster Baubeamter der Bundesrepublik Deutschland. Anschaulich erzählte er von den Herausforderungen der Nachwende-Jahre, in denen eine Hauptstadt mit Regierungsbauten ausgestattet werden mußte und in der ganzen Welt neue deutsche Botschaftsgebäude entstanden.

Florian Mausbach bewegte sich dabei geschickt im Spannungsfeld zwischen Politik, Architekteneitelkeiten und praktischen Bauanforderungen. Dabei ging es ihm um sich in die gewachsene Stadtstruktur einfügende Neubauten einerseits und Bewahrung erhaltenswerter repräsentativer Altbauten andererseits, auch wenn diese teilweise in historische Schuld verstrickt waren.

Architektur ist Teil des kollektiven Gedächtnisses, schon allein deshalb, weil sie länger hält als ein Menschenleben dauert. Zu diesem Gedächtnis gehören auch die Hinterlassenschaften unseliger Zeiten. Zahlreiche Großbauten aus der Nazizeit wurden unter Mausbachs Amtsführung architektonisch humanisiert und für den demokratischen Staat nutzbar gemacht, wie zum Beispiel das heutige Bundesarbeitsministerium (ehemals Propagandaministerium) und das Finanzministerium (ehemals Reichsluftfahrministerium und Haus der Ministerien der DDR).

Auf der anderen Seite sollte der Neubau von staatlicher Repräsentationsarchitektur nach Mausbachs Ansicht durchaus Stolz und Würde zeigen dürfen, wie zum Beispiel das Bundeskanzleramt im Spreebogen. In der Frage des Hochhausbaus stand Mausbach im Widerspruch zu dem damaligen Senatsbaudirektor Stimmann, der in seiner Orientierung an der kritischen Rekonstruktion keine Abweichung von der Berliner Traufhöhe gestattete. Mausbach war aus seiner Zeit in Frankfurt anderes gewohnt und betonte seine Ansicht, dass an bestimmten gut erschlossenen Knotenpunkten durchaus flächensparende Hochhäuser sinnvoll seien.

Der Abend war auch eine informative und berührende Reise durch den vielfältigen Bestand an deutschen Bundesbauten in aller Welt, von der bescheidenen Botschaftskanzlei in Haiti im karibischen Stil bis zu großbürgerlichen Privathäusern wie der Villa Vigoni am Comer See.

Florian Mausbach hat als Bundesbaupräsident das Privileg gehabt, in einer Zeit großer architektonischer Würfe mitwirken zu dürfen. Teilweise war er der entscheidende Weichensteller. Ein unterhaltsamer Abend für die Gäste des Kladower Forums.

 

Detlef Horka