Historisches Kladow

Die Kohlenrampe im Rahmen der Berliner Luftbrücke

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, während für Berlin – trotz der Bildung von vier Sektoren – alle vier Mächte anfangs eine gemeinsame Verantwortung hatten. Schon bald zeigten sich fundamentale Gegensätze und zunehmende Spannungen zwischen den Sowjets auf der einen und den westlichen Alliierten auf der anderen Seite. Als die Westalliierten im Juni 1948 in den Westzonen eine Währungsreform durchführten, sperrten die Sowjets ab dem 24.6. alle Straßen-, Schienen- und Wasserverbindungen zwischen den westlichen Besatzungszonen und den Berliner Westsektoren.

Wartende Flugzeuge der Royal Air Force auf dem Flugplatz Gatow

Da eine militärische Aktion als Reaktion ausgeschlossen wurde und da politische Kompromisse gegenüber der sowjetischen Regierung abgelehnt wurden, entschloss man sich auf Seite der Westalliierten zu einer beispiellosen Aktion: der Einrichtung einer Luftbrücke von unbestimmter Dauer zur Versorgung von ca. 2,3 Millionen eingeschlossenen Menschen.

Auf den Flughäfen Tempelhof im amerikanischen und Gatow im britischen Sektor waren die bestehenden Graspisten durch geeignete Maßnahmen für eine größere Belastung umgebaut worden, und in Tegel wurde innerhalb von drei Monaten eine Start- und Landebahn für einen weiteren Flughafen angelegt. Während die Amerikaner hauptsächlich einen Flugzeugtyp einsetzen konnten, mussten die Briten, die den Flugplatz Gatow benutzen, auf ganz unterschiedliche militärische und zum Teil auch umgebaute zivile Maschinen zurückgreifen, was die Organisation erheblich erschwerte. Als ab dem 28.6.1948 die Flüge nach Gatow begannen, wurden die beiden bestehenden Pisten unter Einsatz deutscher Arbeiter auf ca. 1800 m verlängert, so dass dort später in den Spitzenzeiten der Luftbrücke alle 35 Sekunden Maschinen landen bzw. starten konnten.

Umladen der Kohle in Anhänger

Der Flugplatz Gatow war insofern von besonderer Bedeutung, als vor allem über ihn die für die Energieversorgung der Stadt wichtige Steinkohle eingeflogen wurde, die zeitweilig bis zu 60 % des gesamten Transportvolumens ausmachte. Beim Be- und Entladen der Flugzeuge wurde eine Vielzahl von Deutschen beschäftigt: So entleerten sie z. B. die in Säcken transportierte Steinkohle in die auf dem Flugfeld bereitstehenden Transportmittel. Das war am Anfang eine einspurige Kipplorenbahn, die aber relativ schnell durch Lastwagen oder durch von Traktoren gezogene Anhänger ersetzt werden musste, da der Untergrund der Strecke zum Hafen in einigen Abschnitten nicht tragfähig war, so dass der Transport wegen Reparaturarbeiten häufig unterbrochen werden musste.

Bau der Kohlenrampe am Kladower Hafen

Um die Kohle schneller umladen zu können, war am Hafen innerhalb kurzer Zeit eine ca. 80 m lange und ungefähr 4 m hohe Holzrampe errichtet worden, von der aus die Kohle über schräg gestellte Schütten in die am Ufer liegende Schuten rutschen konnte. Zum Heizen konnten nur 25 % der sonst üblichen Menge zur Verfügung gestellt werden, sodass die meisten Berliner im Winter 1948/49 frieren mussten, da der größte Teil der Steinkohle trotz gravierender Einsparungen für die Stromerzeugung benötig wurde – während der gesamten Luftbrücke waren das annähernd 1,5 Millionen Tonnen.

Schüttung von der Kohlenrampe am Kladower Hafen

Bis zum Beginn des strengen Winters 1948/49 wurden von den Briten auch 10 Wasserflugzeuge vom Typ Short Sunderland eingesetzt, die über den nördlichen Luftkorridor aus Richtung Hamburg kamen und vor allem mit Salz beladen waren, da bei Wasserflugzeugen das Cockpit von den Laderäumen abgeschottet war, so dass keine Gefahr einer Korrosion der Navigationsinstrumente durch das Salz bestand. Die Flugzeuge landeten ganz in der Nähe auf der Havel zwischen der Insel Schwanenwerder und dem damaligen Britischen Yachtclub, an dem eine neu angelegte ca. 3 km lange Pipeline endete, über die Treibstoff vom Flugplatz gepumpt wurde, damit die Wasserflugzeuge bei Bedarf betankt werden konnten.

Obwohl die Sowjetunion die Berlin-Blockade am 12.5.1949 aufhob, wurde die Versorgung über die drei Luftkorridore weiter fortgesetzt, da man die Anzahl der Flüge vorsichtshalber nur ganz allmählich reduzierte, so dass die Luftbrücke erst am 30. September vollständig eingestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt reichten dann die in den Westsektoren in der Zwischenzeit für die wichtigsten Güter angelegten Lagerbestände für mindestens zwei Monate aus. Wann die Kohlenrampe am Kladower Hafen demontiert wurde, ist nicht bekannt.

Bildnachweis für alle Fotos: Kladower Forum, Archiv Werkstatt Geschichte